Fridas Welt 2024/2025

Pressestimmen

„Das erste Bild des neuen Tanzstücks am Salzburger Landestheater ist eine fesselnde Machtdemonstration dieser Kunstform. 16 Mitglieder des Ballettensembles erwecken die Faszination der mexikanischen Revolution zum Leben, die für Frida Kahlo so prägend war. Die Menschenmasse erzeugt über zehn Minuten enorme Spannung, ohne etwas Konkretes zu erzählen. Es ist vielmehr ein Wimmelbild, von der Wucht bewegter Körper getragen. Die Bühne ist in kräftiges Rot getaucht, die Farbe der kommunistischen Bewegung, des Bluts und der Liebe.

Wer sich ein Biopic erhofft, sollte zum Film „Frida“ mit Selma Hayek in der Hauptrolle greifen. Das Stück heißt „Fridas Welt“ und entwirft Stimmungsbilder, die um zentrale Themen in Leben und Werk Frida Kahlos kreisen. Salzburgs Ballettchef Reginaldo Oliveira setzt seine Auseinandersetzung mit lateinamerikanischen Lebenswelten fort, die er 2018 mit „Balacobaco“ begann und 2020 mit „Tanto Tango“ fortsetzte. Entwarfen diese beiden Arbeiten abstrakte Erzählungen, fokussiert Oliveiras neueste Kreation auf eine reale Persönlichkeit. Frida Kahlo bietet sich als schillernde Figur des Surrealismus mit bewegter Biographie für ein Handlungsballett an.

Valbona Bushkola schlüpft in die Rolle der Künstlerin, die zunächst einmal als selbstbestimmte Frau gezeichnet wird – und damit als Exotin im mexikanischen Machismo des frühen 20. Jahrhunderts. Im Pas de Deux mit Andrea Porro als erstem Liebhaber Alejandro bringt die Tänzerin mit körperlicher Prägnanz zum Vorschein, dass Frida Kahlo auch im Liebesspiel das Heft in der Hand behält. Geschmeidiger und ausgewogener gerät der zweite Paartanz des Abends: Ben van Beelen agiert als Diego Rivera auf Augenhöhe mit der Protagonistin. Der bedeutende mexikanische Maler wird Fridas große Liebe und bricht ihr regelmäßig das Herz. In weitläufigen Ensembletableaux entfaltet sich die Tragik dieser toxischen Künstlerehe, die auch die Figur Frida Kahlo in zwei Hälften teilt: Reginaldo Oliveira setzt Dafne Barbosa als zweite Frida ein. Diese Verdoppelung bezieht sich auf das Selbstportait „Die zwei Fridas“, in dem sich die Künstlerin sowohl als züchtig viktorianisch gekleidet geprägte Frau als auch als Mexikanerin in traditionellem Tejuana-Kleid darstellt. Das Bild entstand zur Zeit ihrer Scheidung.

Die Bühnenkonstruktionen von Matthias Kronfuss sind eine Triebkraft des Sogs, den vor allem die furiose erste Stunde von „Fridas Welt“ entwickelt. Unablässig weiten und verengen sich Bühnenräume und eröffnen neue Spielflächen. Ganz nah erscheint die ikonische Figur der Frida Kahlo, wenn sie sich auf einer Schräge an der Bühnenkante räkelt. Ein weiteres Element ist die sorgsam ausgewählte Musik: Die herzzerreißende Schönheit von Maria Grévers „Juramé“, die Tragik des Volkslieds „La llorona“, aber auch die poetische Leichtigkeit der Stimme von Natalia Lafourcade unterfüttern die Tanzbilder stimmungsvoll.

„Ungeachtet aller Tragödien im Leben der Ausnahmekünstlerin feiert das Ensemble das Leben. Die lebensbejahende Grundhaltung der Menschen Mittel- und Südamerikas wird in die kathartische Wirkung des Tanzes übersetzt. Viva la vida!“

Salzburger Nachrichten

„Akribisch und minutiös gearbeitet, packt Oliveira den Teufelskreis von begehren und Verzweiflung, aufkeimender und absterbender Hoffnung und stiller Akzeptanz in seine organich-natürliche, behutsame, leicht fließende Bewegungssprache, die die Kraft der Arme (in revolutionärem Pathos) und gespreizten Händen nutzt. Oliveira hat ein Ensemblewerk geschaffen, in dem Poesie, Energie und Esprit überzeugen. Es fällt leicht, die choreografische Intention nachzuvollziehen.“

„‘Fridas Welt‘ zeigt einen erstaunlich feinfühligen Ansatz in der choreografischen Auseinandersetzung mit Frida Kahlo. Trotz der weitschichtigen biografischen Zitate fließt ihr dezidierter Blick, die Wahrnehmung in Farben, Formen und Bildern in jeden Moment ein und lässt eine innere Welt lebendig werden.“

„Ein theatrales Tanzgewitter, das auf ganzer Linie überzeugt und in der heutigen Zeit mehr als guttut. Ein Triumph der Hoffnung über das Übel, egal welcher Art.“

Bossa Nova 2024/2025

Pressestimmen

„Die Mischung aus Balletttechnik und brasilianischer Leichtigkeit mag zuweilen Reibung erzeugen, doch genau darin steckt der Reiz. „Bossa Nova“ verzichtet auf spektakuläre Effekte und gewinnt dafür mit viel Atmosphäre, die im Salzburger Landestheater stimmig zur Geltung kommt.“

„[…] die getanzte Erzählung, die das Ballettensemble so gefühlsgetränkt zum Leben erweckte, holte diesen fremden Duft des fernen Landes, diese andere Lebensart in die Mozartstadt.“